Seit 1920 sind wir die Gesundmacher der Region. Hier erfahren Sie, wo unsere Wurzeln liegen.
Unser Wald-Klinikum ist 100 Jahre alt. Viel ist in dem Jahrhundert geschehen, viel hat sich entwickelt und verändert. Wir danken allen Mitarbeiter:innen, Patient:innen und Unterstützer:innen, die unser Klinikum zu dem gemacht haben, was es heute ist.
Ein Krankenhaus zieht ins Grüne
77 Patienten ziehen vom alten städtischen Krankenhaus, das in der Stadtmitte liegt, in das neue Krankenhaus am Rande Geras. Das Klinikum ist für seine Zeit hochmodern. Bewusst haben sich die Stadtväter für den Neubau mitten im Wald entschieden. Er ist weit entfernt vom Staub und dem Industrielärm der aufstrebenden Textil- und Maschinenbaustadt. Der Grundstein wird bereits 1913 gelegt, doch der erste Weltkrieg lässt die Bauarbeiten ruhen. Nach der Fertigstellung stehen 275 Betten zur Verfügung.
Wachstum in dunkler Zeit
Das Krankenhaus wächst. Täglich 482 Patienten – das ist im Jahr 1930 die durchschnittliche Auslastung. Doch schon bald erreichen die „Säuberungsaktionen“ der Nationalsozialisten das Krankenhaus. Prof. Dr. H. Simmel, der 1928 seinen Dienst als Chefarzt des Krankenhauses und der Inneren Abteilung antritt, hat jüdische Vorfahren und ist massiven Anfeindungen ausgesetzt. 1933 wird er entlassen und durch einen überzeugten Nationalsozialisten ersetzt. Heute erinnert ein Stolperstein an Prof. Simmel.
Der Krieg trifft auch das Krankenhaus
Die Bombardierung Geras im April 1945 trifft auch das Krankenhaus: Fast alle Fenster sind kaputt, Wände und Dächer schwer beschädigt, Heiz- und Gasanlage funktionieren nicht. Der große Anfall an Verletzten, Entkräfteten, aber auch Tuberkulosepatienten zwingt zur sofortigen Errichtung von Hilfskrankenhäusern, die über die ganze Stadt verteilt sind und denkbar schlechte Bedingungen bieten. Allein im Haupthaus des Krankenhauses sind bis zu 650 Patienten untergebracht. Patienten bitten den Oberbürgermeister, Heizmaterial zu schicken. Der modernen Wäscherei fehlt das Waschmittel. Die Küche reduziert die täglichen Mahlzeiten von fünf auf drei, die tägliche Fleischration liegt bei 40 Gramm. 395 Mitarbeiter sorgen sich trotzdem aufopfernd um die Kranken.
Von neuem Elan
Die Nachkriegszeit beginnt mit neuem Elan. In den 50er Jahren werden die Hautklinik, die Säuglingsklinik, die Kinderklinik, die Augenklinik und die Blutspendezentrale sowie die neue Krankenpflegeschule (Foto) für 150 Schülerinnen samt Schwesternwohnheim eröffnet oder erweitert. Die Pathologie bezieht neue Räume für jährlich 1000 Sektionen und 3000 Untersuchungen.
Erfindergeist trotzt Engpässen
Im Juli 1960 steigt das Städtische Krankenhaus zum Bezirkskrankenhaus auf – das verheißt Wachstum. Ein klinisch-chemisches Zentrallabor, die Frauenklinik, die Intensivstation kommen hinzu, die erste künstliche Niere beginnt zu arbeiten. Die in der DDR typischen Materialengpässe sind damit aber nicht vorbei. Das Zentrallabor entwickelt selbst ein objektiv-messendes Photometer für die Frühdiagnostik bei Herzinfarkt und akuter Leberentzündung. Für die Mitarbeiter wird ein Betriebsferienheim in Landwüst geschaffen, das auch als Ferienlager für die Kinder der Mitarbeiter genutzt wird (Foto).
Das Ende der großen Bettensäle
Das 1920 eröffnete Krankenhaus wird saniert und erweitert. 13 Betriebe aus Gera bauen oftmals nach Schichtschluss und an Wochenenden. So werden aus großen Krankensälen 2- und 3-Bett-Zimmer. Eine Dialyseabteilung mit sechs Plätzen, eine nephrologische Station mit 19 Betten sowie eine neue Röntgenstation entstehen. Dank Pressluftleitung kommt der Sauerstoff direkt zu den Patienten ans Bett.
Die ersten Herzschrittmacher
Die ersten Herzschrittmacher werden implantiert. Zu dem Zeitpunkt ist der Eingriff noch eine Seltenheit, später wird er Routine. 1995 erhält ein 65-Jähriger mit Herzrhythmusstörungen den 1000. Herzschrittmacher. Drei Jahre später, 1998, wird ein neues Herzkatheterlabor mit computergestützter Vermessung eröffnet.
Ein neues Bettenhaus
Acht Stockwerke hoch ist das neu gebaute moderne Bettenhaus mit 400 Plätzen. Insgesamt steigt die Bettenzahl des Krankenhauses damit auf 1133. Davon profitieren Patienten und Ärzte. Die neu gegründete Klinik für Psychiatrie und Neurologie zum Beispiel erhält eine ganze Etage mit insgesamt 66 Betten in Ein- und Vier-Bett-Zimmern
Mit kleinen Schnitten zur Gallenblase
Die Chirurgen wagen sich zum ersten Mal an die laparoskopische Gallenblasenentfernung heran. Die OP-Methode ist erst in wenigen Zentren etabliert. (Foto)
Aus Drei wird Eins
Ein Jahr nach der politischen Wende ändern sich auch die Krankenhausstrukturen: Das Bezirkskrankenhaus, das benachbarte Bergarbeiterkrankenhaus und die Lungenklinik in Ernsee fusionieren zum Klinikum der Stadt Gera. Die Zusammenlegung beginnt mit einem Ärzte- und Schwesternaustausch. Ziel ist, alle Außenstellen (Kinderklinik, Hautklinik, HNO, Augenklinik und Lungenklinik) künftig in den Klinikstandort zu übernehmen. Parallelstrukturen sollen abgeschafft werden.
Zentrum der Implantatchirurgie
Bereits 1992 führen Geraer Urologen die Implantation des künstlichen Blasenschließmuskels ein. Die Methode der Sphinkter-Prothese ist den Ärzten im Osten zuvor nur in der Theorie bekannt. In den Folgejahren etabliert sich die Urologische Klinik als mitteldeutsches Zentrum der Implantatchirurgie und versorgt Patienten auch mit Harnröhren-Stents. Der Ruf der Klinik reicht von Rostock bis Stuttgart.
Direkter Blick in die Gelenke
Die Geraer Unfallchirurgen etablieren die arthroskopische Chirurgie und sind die ersten in Thüringen, 250 Kniegelenkoperationen werden minimalinvasiv durchgeführt. Die Methode stammt aus den 20er Jahren, setzt sich wegen fehlender Technik aber nicht durch. 1986 erneute Versuche, doch die Technik gilt als zu umständlich für den Operateur. Jetzt gelingt der Durchbruch dank neuer Instrumente: Dem Knie folgt schon bald die Gelenkspiegelung der Schulter.
Grundstein für Strahlenzentrum
Der Grundstein für das einzige Strahlentherapiezentrum in Ostthüringen wird gelegt. 800 Patienten werden jährlich erwartet, die bisher nach Jena und in andere Städte ausweichen mussten oder gar nicht versorgt wurden. Zur Ausrüstung gehören zwei Linearbeschleuniger, ein 3-D-Bestrahlungs-Planungs-System sowie ein Hochleistungs-Computertomograph. Die Tageszeitung zitiert: „Geras Strahlenzentrum kann sich mit allen Uni-Kliniken messen“. 2018 folgt ein Erweiterungsbau mit neuer Technik, die erstmals die hochpräzise stereotaktische Bestrahlung zulässt.
Pionierarbeit der Thoraxchirurgen
Unsere Thoraxchirurgen leisten Pionierarbeit und entfernen erstmals einen Lungenlappen endoskopisch. Damit gehört die Klinik zu den ersten in Deutschland, die solch einen Eingriff durch das „Schlüsselloch“ wagen.
Gemeinnützige Stiftung wird neuer Träger
Die gemeinnützige Stiftung Rehabilitation Heidelberg (SRH) wird neuer Eigentümer des Geraer Wald-Klinikums, Thüringens größtem kommunalen Krankenhaus. Ein Festakt besiegelt feierlich die Übernahme. Das Klinikum bedarf dringend einer baulichen Neuordnung, die die Kommune nicht stemmen kann. Das Ziel ist eine Versorgung der Patienten auf höchstem Niveau zu wirtschaftlichen Bedingungen. Mit der Privatisierung will die Stadt Gera Investitionen in Millionenhöhe im Klinikum sichern. Drei Jahre später folgt der erste Spatenstich für die Generalsanierung.
Neuland in der Palliativversorgung
In Ostthüringens erster Palliativstation werden unheilbar kranke Patienten betreut, sie sollen am Lebensende ohne Schmerzen Abschied nehmen können. Das ist zugleich das Eingeständnis der modernen Medizin, nicht immer heilen zu können. Das Klinikum richtet in drei Monaten Bauzeit die großzügige Station mit zehn Zimmern ein.
2018 folgt in Werdau das SRH Hospiz Sachsen Thüringen. Auch dort wird eine Versorgungslücke geschlossen.
Den Schmerz überlisten
Die Klinik für Schmerztherapie erprobt eine neue Methode zur Behandlung von chronischer Migräne: Elektroden im Nacken stimulieren mit elektrischen Reizen die Hinterhauptnerven und verhindern so den Schmerz. Die Klinik entdeckt: Die Neuromodulation ist ein Zukunftsthema.
Eröffnung eines neuen Klinikums
Die Generalsanierung des Klinikums ist abgeschlossen, jetzt ist alles am richtigen Platz. Aus ehemals mehr als 20 Einzelgebäuden im und außerhalb des Klinikgeländes ist ein neues, kompaktes Haus mit kurzen Wegen und einem einmaligen Kultur-Konzept entstanden. Die gemeinnützige SRH Holding und der Freistaat Thüringen investieren dafür 160 Millionen Euro. Das Klinikum führt jetzt insgesamt knapp 1000 Betten.
Historisches Gebäude in neuem Glanz
Der inzwischen denkmalgeschützte historische Klinikbau von 1920 wird von den Anbauten der letzten Jahrzehnte befreit und saniert. Während die repräsentative Fassade im Laufe der Zeit nahezu erhalten blieb, hat es im Innern des Hauses viele Veränderungen gegeben. Überdauert haben Details, etwa die schrammenfreien, verklinkerten Tür-Laibungen. Und durch die Fenster hat man fast wieder den Ausblick wie 1920, denn der Park wurde zuvor nach alten Plänen neu gestaltet. Wo vor 100 Jahren ein ganzes Krankenhaus Platz fand, sind heute die Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie sowie die Hautklinik untergebracht.
Hoffnung für Krebspatienten
Gera ist eine der Top-Adressen in der Behandlung von Krebspatienten. Das Krankenhaus mit seinen sechs Krebszentren (Brustkrebs, Hautkrebs, Lungenkrebs, Darmkrebs, Pankreaskrebs und Prostatakrebs) garantiert seine Qualität und lässt sich von der Deutschen Krebsgesellschaft als Onkologisches Zentrum zertifizieren. In ganz Thüringen gibt es nur drei solcher spezialisierten Häuser. In dieser Zeit schenkt auch die Entwicklung der Immuntherapie neue Hoffnung: Unsere Lungenärzte und unser Hautärzte sind frühzeitig an den Studien beteiligt und behandeln Patienten mit einer Therapie, die das eigene Immunsystem im Kampf gegen Krebs aktiviert.
Ein Hospiz für Thüringen und Sachsen
In der ehemaligen Fabrikantenvilla Schön in Werdau eröffnet am 1. Februar unser Hospiz mit neun Gästezimmern. Das Hospiz möchte schwerkranken Menschen am Ende ihres Lebens ein Zuhause ermöglichen, an dem sie zur Ruhe zu kommen, Abschied nehmen und begleitet von größtmöglicher Zuwendung möglichst schmerzfrei, selbstbestimmt und in Würde ihren letzten Weg gehen können.
Übergewicht im Blick
Mit der Gründung von Thüringens erster Klinik für Adipositas und metabolische Chirurgie reagiert das Klinikum auf die wachsende Zahl stark übergewichtiger Menschen. Die Klinik, die für ihre XXL-Patienten spezielle Stühle, Rollatoren, Waagen und OP-Tische anschafft, verfügt über zehn Betten. Ärzte, Ernährungsberater, Psychologen sowie Physiotherapeuten gehören zum Team, das die Patienten ganzheitlich behandelt und der Stigmatisierung entgegentritt.
Reha-Zentrum in Blickweite
Den nahtlosen Übergang vom Klinikbett zum Reha-Platz bietet das Klinikum Gera mit einem ambulanten Reha-Zentrum auf dem Klinikgelände an. Hier werden Krankheitsbilder aus den 3 Bereichen Orthopädie, Psychosomatik und Neurologie unter 1 Dach behandelt, das ist einzigartig in Mitteldeutschland.
Das Jahrhundert-Virus
Die Jahrhundert-Feier muss ausfallen, das neuartige Corona-Virus durchkreuzt die Pläne. Eine Bewährungsprobe für das geschichtsträchtige Haus und seine heute 2100 Mitarbeiter. Bis Ende 2021 behandeln wir 2200 Corona-Patienten.