Premiere für den Osten Deutschlands. Kleinster elektrischer Impulsgeber lindert chronische Nervenschmerzen.
Geraer Ärzte implantieren Mini-Generator für Rückenmarkstimulation
Eine 45-jährige Erfurterin war am Dienstag die erste Schmerzpatientin, der unsere Ärzte der Klinik für Schmerz- und Palliativmedizin einen Neurostimulator der neuesten Generation einsetzten. Das Team um Chefarzt Prof. Dr. Kretzschmar ist damit das erste im Osten Deutschlands, das den seit wenigen Tagen auf dem Markt zugelassenen Mini-Generator Eterna implantierte.
„Wir sind froh, unseren Patienten diese neue Generation anbieten zu können,“ sagt Chefarzt Prof. Kretzschmar, der seit fast 20 Jahren Schmerzpatienten mit den elektrischen Impulsgebern versorgt. Damit gehört er zu den erfahrensten Experten auf diesem Gebiet. Das wieder aufladbare Gerät ist nur halb so groß wie seine Vorgänger und bedarf nur noch etwa fünf Ladevorgänge im Jahr, das liegt weit unter vergleichbaren Geräten. „Damit ist das System besonders für schlanke Menschen geeignet sowie für Patienten, die den Generator mit hoher Intensität nutzen.“ Und da Kretzschmars Patienten aus Thüringen, aber auch Bayern, Sachsen und Sachsen-Anhalt kommen, ist auch die Möglichkeit einer Fernwartung von großem Vorteil. „Für einen technischen Check muss der Patient, die Patientin nicht extra zu uns in die Klinik kommen, viele Dinge können wir in der Videosprechstunde klären“, sagt der Chefarzt.
Das Angebot wird wohl auch die erste Patientin Nicole Dinter nutzen. Die Erfurterin hatte erst nach einer langen Odyssee in die Geraer Klinik gefunden. Das war 2019. Die Lageristin litt unter starken Schmerzen im Arm, Behandlungen blieben erfolglos. Erst die Rückenmarkstimulation konnte die ausgeprägten Nervenschmerzen lindern. Chefarzt Kretzschmar erklärt das Prinzip: „In einer minimalinvasiven Operation setzen wir eine Elektrode in den Wirbelkanal über dem Rückenmark, die über einen Generator mit Strom versorgt wird. Die erzeugten elektrischen Felder, deren Intensität der Patient selbst über eine Fernbedienung mittels App steuern kann, schränken die Schmerzweiterleitung ein. Wir verändern also die Schmerzsignale, bevor sie das Gehirn erreichen.“ Die Methode ist bei chronischen neuropathischen Schmerzen erprobt, deren Ursache in der Regel geschädigte und verletzte Nerven sind. Sie ist eine Alternative zur oft jahrelangen Schmerzmitteleinnahme.
Patientin Nicole Dinter kennt das System. Bislang trug sie einen batteriebetriebenen Generator, dieser stand jetzt vor dem Wechsel. Dass sie nun ein nur halb so großes Gerät bekommt, das bei ihr unter dem Schlüsselbein implantiert wird, hat sie sehr erleichtert. „Manchmal habe ich das Implantat schon als störend empfunden.“ Beruhigend sei, dass sie den Generator künftig selbst aufladen kann.
Im Jahr werden an der Geraer Klinik bis zu 70 Patienten mit einem solchen System versorgt, das mit elektrischen Impulsen nicht nur Schmerzen lindert, sondern auch Lebensfreude zurückbringt.